Geologie der Wietzer Erdöl-Lagerstätte
Das ehemalige Erdölfeld Wietze wurde durch eine klassische Salzstockrand-Lagerstätte gebildet (an der Nord-/Nordwestflanke des Salzstockes). Der seit dem Dogger (mittlerer Jura) aufgestiegene Salzstock Wietze-Steinförde schaffte durch die starke Zerrüttung und tektonische Beanspruchung der umgebenden Gesteine die Voraussetzungen für eine Erdöl-Migration aus tiefer versenkten, weiter entfernten Bereichen in strukturhöhere, den Salzstock direkt umgebende poröse Schichten. Als Muttergestein wird heute anhand geochemischer Befunde überwiegend der jurassische Posidonienschiefer angesehen.
Der Salzstock Wietze-Steinförde, seine internen Salzfalten und Hauptstörungen streichen NW-SE (Abb. 1). Die nördliche und südliche Flanke fallen steil nach SSW ein. An der Oberfläche des Salzes hat sich ein Salzspiegel gebildet, der in etwa 100 m Tiefe ansteht und, nach Osten einfallend, in einen Salzhang übergeht, der in den benachbarten Salzstock Oldau-Hambühren überleitet. Das Salz wird von Tertiärresten und Pleistozän überlagert. Der tektonische Bau des Neben- und Deckgebirges ist äußerst kompliziert. Nahezu sämtliche Rand- und Deckschollen sind recht steil aufgerichtet und durch zahlreiche Quer- und Längsstörungen in Einzelschollen zerrissen.
Abb. 1: Geologische Karte des Gebietes Thören-Hambühren. Tertiär und Quartär abgedeckt (aus Jäger, 1952).
Am stratigraphischen Aufbau des Gebietes sind beteiligt: der obere Zechstein (Salzstock), Formationen der Trias, des Jura, der Kreide sowie Teile des Tertiärs und das Quartär. Im Erdölfeld Wietze konnte die Schichtenfolge vom oberen Muschelkalk bis zum Wealden im Wesentlichen lückenlos nachgewiesen werden. In den stratigraphisch höheren Partien treten als Folge von Struktur- und Salzstockbewegungen zahlreiche Schichtlücken und Diskordanzen auf, die sich in Richtung auf den Salzstock verstärken.
Aufgrund der komplizierten Lagerung gab es im Feld Wietze in zahlreichen stratigraphischen Horizonten Ölanzeichen (Abb. 2 und 3). Die Hauptträger waren die Sande und Sandsteine des Wealden (heute: Bückeberg-Formation der Unterkreide), die Kalksandsteine des Cornbrash (oberer Dogger) und die Sandsteine des Rhäts (Keuper).
Abb. 2: Produktive Flächen im Ölfeld Wietze (aus Deecke & Kubella 1956).
Das Vorkommen von Kohlenwasserstoffen in verschiedenen stratigraphischen Einheiten bis in das Quartär zeigt, dass eine durchgehende und intakte regionale Abdeckschicht fehlt. Lediglich Tonsteine des Tertiärs scheinen eine solche Funktion in weiten Teilen des Gebietes zu erfüllen. Das Tertiär liegt im Bereich der Salzstöcke diskordant über häufig steil stehenden Schollen und bildet so eine regionale Abdichtung. Allerdings fehlt das Tertiär im Bereich der Teerkuhlen in Wietze und ermöglichte so die Migration des Öles aus der darunterliegenden Oberdogger Lagerstätte bis an die Oberfläche.
Abb. 3: Übersichtskarte des Ölfeldes Wietze und seiner Teilschollen (NLfB 1958).
Bereits sehr früh wurde festgestellt, dass im Feld Wietze in unterschiedlichen Trägern verschiedene Ölqualitäten auftreten. Kraiss (1916) beschreibt zwei Arten von Öl: dunkelolivgrünes und dünnflüssiges Leichtöl und sehr dunkles bis schwärzliches und zähflüssiges Schweröl. Das im wesentlichen oberhalb der „Gleitfläche“ (eine bedeutende Störungszone) angetroffene Wealden-Schweröl zeichnete sich durch eine Dichte zwischen 0,940 und 0,955 g/cm³ aus. Das Leichtöl aus den Rhätlagerstätten unterhalb der ,,Gleitfläche" hatte eine Dichte zwischen 0,880 und 0,890 g/cm³.
Die vorgenannte „Gleitfläche“ ist eine Besonderheit im Feld Wietze. Sie stellt eine überkippte Abschiebung, die heute fast horizontal liegt, dar und wurde durch Überkippung zur Aufschiebung umgestaltet. Diese Störung teilt das Feld in eine Ober- und eine Unterscholle. Die Entstehung dieser Struktur ist äußerst komplex.
Die beiden von Süd nach Nord über den Salzstock hinweg angelegten Profilschnitte in Abbildung 4 (aus Weber 1949) sollen die komplizierte Lagerung der Schichten um den Salzstock Wietze verdeutlichen.
Abb. 4: Profilschnitte über den Salzstock Wietze (aus Weber 1949).