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Wietze ist jetzt Mode geworden (1904)

Station Wietze! Wietze ist jetzt Mode geworden. „Wer in Nordwestdeutschland Wietze mit seinen Oelschätzen nicht gesehen hat, hat nichts gesehen,“ sagt man bereits. Zu Tausenden zieht’s seit Eröffnung der Bahn aber auch nach diesem deutschen Pennsylvanien hin. Schön ist’s dort nicht, aber interessant. Was ist aus dem stillen idyllischen Heidedorf geworden das ich vor 25 Jahren noch verträumt inmitten seiner Kieferwälder daliegen fand, die Gehöfte überschattet von stattlichen Eichen und nebenan an der Wietze die saftigen Wiesen! (…)
Da haben denn in den ca. 100 Bohrtürmen Wietzes viele hundert Männer Arbeit Arbeitsgelegenheit – ein Arbeiter erhält 3 M 50 per Tag, ein Bohrmeister 6 M und mehr – und die eingesessenen kleinen Leute verdienen durch Abgabe von Kost und Logis, die Bauern aber und alle, die hier Grundstücke haben, halten eine Goldernte, wie sie in der Heide nie vorgekommen ist. Uns ist bekannt, daß ein 17 Ar großer Garten für Oelzwecke zu der riesigen zu der riesigen Pachtsumme von 11000 M pro Jahr verpachtet ist und außerdem muß an den Bodenbesitzer pro erbohrte Tonne Oel 3-5 M Oelgeld gezahlt werden. Geld und noch mehr Geld kommt ins Dorf. Aber zu gönnen ist es den Wietzern. Neben der Schönheit des Ortes geht viel Gemütlichkeit, und manche gute und schöne Sitte verloren, fremde Arbeiter, die nur dem Erwerb und dem Genuß huldigen, fallen oft unliebsam auf, um es ganz gelinde auszudrücken und den Landwirten wird viel Feld und Wiese völlig verdorben, durch ausfließendes Oel und durch Oelsand und Ton, mancher Wald muß abgeholzt werden. Mancher Nachkomme mag doch einst klagen (...)

Aus: H. Dehning, In der Heide, Hamburger Fremden-Blatt vom 4. Juni 1904.

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