29.04.2022  |  Mitteilung
Workshop zur NS-Geschichte der deutschen Erdölindustrie

Am 27. April 2022 trafen sich die Bearbeiter(inne)n des Forschungsprojektes zur Geschichte der niedersächsischen Erdölförderung im Dritten Reich im Landesarchiv in Hannover mit externen Fachkolleg(inn)en aus Norddeutschland und Berlin zu einem Austausch über die aktuelle Forschungssituation. Die Veranstaltung wurde organisiert vom Institut für Didaktik der Demokratie (IDD) als Projektträger im Verbund mit dem Deutschen Erdölmuseum Wietze, Initiator des auf drei Jahre angelegten Vorhabens, das im Rahmen des Förderprogramms PRO*Niedersachsen vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanziert wird. Die ganztägige Veranstaltung war in drei Panels gegliedert: 1. Die deutsche Erdölwirtschaft im „Dritten Reich“ – eine Standortbestimmung, 2. Aufrüstung, Krieg und Expansion sowie 3. Arbeits- und Betriebspolitik.

Dr. Rainer Karlsch gab als anerkannter wirtschaftshistorischer Experte und Co-Autor des Grundlagenwerkes "Faktor Öl" (2003) zunächst einen inspirierenden Überblick über den bisherigen Forschungsstand und die bestehenden Forschungsdesiderate. Die weiteren Vorträge beleuchteten mit Hermann von Rautenkranz von der Itag und Günther Schlicht von der DEA die Biographien zweier wichtiger Persönlichkeiten der deutschen Erdölwirtschaft in der NS-Zeit (Dominik Dockter M. A., Hannover, und Dr. Karsten Linne, Hamburg). Dr. Rita Seidel vom IDD referierte sodann erste Erkenntnisse ihrer Untersuchungen zum Reichsinstitut für Erdölforschung an der TH Hannover.

Nach der Mittagspause zog Prof. Dr. Manfred Grieger aufgrund seiner jüngsten Studien zur NS-Geschichte der Wintershall AG Schlussfolgerungen im Hinblick auf eine Standortgeschichte der Deutschen Erdöl AG (DEA). Dr. Jana Stoklasa stellte im Anschluss erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen zu den Arbeitsbedingungen bei der DEA (mit Fokus auf den Öllschacht in Wietze) vor. Schließlich umriss Dr. Christian Hellwig seinen Forschungsschwerpunkt Zwangsarbeit in der Erdölindustrie in Hinblick auf Stadt und Landkreis Celle.

Die offene Abschlussdiskussion wurden von Prof. Dr. Detlef Schmiechen-Ackermann vom IDD und Museumsleiter Dr. Stephan A. Lütgert moderiert, der die partiell anders akzentuierte museal-lokalhistorische Perspektive und Erwartungshaltung deutlich zu machen versuchte. Der fachliche Austausch zwischen den Referent(inn)en und sonstigen Teilnehmer(innen) erwies sich an diesem Tag als durchaus fruchtbar und es bleibt zu hoffen, dass der wissenschaftliche Austausch über dieses erste Treffen hinausreicht.