13.07.2018  
Historische Aufzeichnungen führen zu Depotfund

Die detaillierte Erforschung der Anfänge der Erdölförderung in Niedersachsen, speziell in Wietze, liegt dem Leiter des Deutschen Erdölmuseums sehr am Herzen. Bei seinen Recherchen im Ort stieß er vor einiger Zeit auf das „Erbhofbuch“ der Bauernfamilie Thies aus den 1930er-Jahren. Darin befindet sich auch ein handschriftlicher Bericht aus der Feder des früheren Hofbesitzers Hermann Thies (1858-1937), der einen größeren Abschnitt der Entwicklung der Erdölindustrie im Ort gewidmet hat. Dieser ist von besonderem Interesse, da Thies in der Pionierphase der Erdölwirtschaft Gemeindevorsteher gewesen ist und daher tiefere Einblicke in die Ausweitung des Ölbetriebes gewinnen konnte.

Besonders spannend ist darin u. a. der Hinweis auf ein vorindustrielles Bohrgerät. Thies schreibt dazu: „Zur Aufsuchung hatte man einen Hand-Löffelbohr, wovon wir auch bislang noch einen in Besitz hatten. Es war dieses Bohr 43 Zentimeter und hatte einen Durchmesser von 6 ½ Zentimeter. Innen war dann eine Klappe, welche sich beim Herausziehen schloß und der Inhalt dann beim Herausziehen besichtigt werden konnte. In der Tülle dieses Bohrers wurde dann eine fast drei Meter lange Stange befestigt, welche dann als Bohrgestänge diente. Durch diese Stange waren dann etwa drei Löcher in verschiedenen Höhen gebohrt, zum Durchstecken eines Stockes zum Drehen des Bohrers. Dies‘ genannte Bohr habe ich dann im Jahre 1932 durch den Herrn Schulrektor Walsemann dem Museum in Celle zur Aufbewahrung übergeben.“

Die Nachfrage und anschließende Suche im Bomann-Museum Celle ergab, dass sich dieses Werkzeug immer noch im Depot befindet und dessen Herkunft durch ein handschriftliches
Etikett zweifelsfrei nachgewiesen werden kann. Der kurze Text klärt zudem darüber auf, dass solche einfachen Bohrgeräte „seit Ende des 17. Jh. in Gebrauch waren“. Da das Erdölmuseum bislang aus dieser Zeit keine Ausstellungsstücke besitzt, hat sich das Bomann-Museum spontan dazu bereit erklärt, diesem das Exponat als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen und es damit an seinen Ursprungsort zurückzuführen. Die Übergabe
erfolgt am Dienstag, den 10. Juli um 16.00 Uhr im Bomann-Museum Celle.

Der vollständige, in mancherlei Hinsicht aufschlussreiche historische Text ist in der neuesten Ausgabe der Museumszeitschrift „Ölpost“ abgedruckt.